Wenn PKWs zu wenig fahren

Dem Personenkraftwagen droht nicht nur beim Fahren Verschleiß. Auch durch eine lange Standzeit können einige Schäden am Fahrzeug entstehen. In diesem Ratgeber erwähnen wir die häufigsten Probleme.

Standschaden bei Personenkraftwagen

Zu wenig Bewegung ist nicht gesund: Es ist ratsam, dass Du auf diese typischen Standschäden achtest. Die Laufleistung eines Fahrzeugs ist auf dem Gebrauchtwagenmarkt ein entscheidendes Kriterium: Je weniger Kilometer das Wunschfahrzeug gefahren ist, desto besser ist es. Aber vorsichtig! Eine geringe Laufleistung kann bisweilen trügerisch sein. Und hierbei geht es nicht unbedingt um Tacho-Betrug: Gewiss verschleißen einige Teile beim Kraftfahrzeug durch hohe Beanspruchung. Aber auch das Gegenteil davon kann eine Vielzahl von technischer Probleme hervorrufen. Da geht es den Fahrzeugen genauso wie den Menschen: Zu wenig Bewegung wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Egal, ob Du an Deinem Wagen Standschäden vermeiden möchtest oder ein Fahrzeug kaufen willst, das eine lange Zeit gestanden hat: Diese typischen Standschäden solltest Du unbedingt beachten.

Bremse fest

Die Autobremse rostet besonders schnell, weil sie im Alltag Matsch, Regen und Salz ausgesetzt ist. Falls sie länger nicht benützt wurde, kann das zu einem Problem werden. Dann kann zum Beispiel die Mechanik der Handbremse festrosten. Genauso können die Bremskolben selbst verrosten. Dann lösen sie sich im schlimmsten Fall nicht mehr und bremsen dauerhaft. Hier spricht man dann von einer “fester Bremse”. Diese Probleme lassen sich zumindest teilweise vermeiden. Am besten sollte das Fahrzeug in einer trockenen Garage stehen. Außerdem sollte der Personenkraftwagen vor dem Abstellen bei trockenem Wetter und auf möglichst sauberer Strecke “trockengebremst” werden. Hierbei lösen sich zumindest teilweise Schmutz und Rost. PKWs, die lange gestanden haben, lassen sich meistens so auch “freibremsen”. Du solltest hierbei allerdings vorsichtig sein, denn die komplette Bremswirkung ist noch nicht vorhanden. Falls sich nichts bessert, steht eine Reparatur an.

Falls die Bremskolben korrodieren, dann lassen sie sich nicht mehr losen und bremsen standig. Man sagt auch dazu “feste Bremse”
Falls die Bremskolben korrodieren, dann lassen sie sich nicht mehr losen und bremsen standig. Man sagt auch dazu “feste Bremse”

Plattgestandene Reifen

Wenn das Kraftfahrzeug über eine längere Zeit konstant auf der gleichen Stelle steht, ganz ohne bewegt zu werden, beschädigt das die Autoreifen. Je weniger Luft sich in den Pneus befindet, desto mehr werden die Reifen beschädigt. Da die Reifenluft mit der Zeit entweicht, drohen bei längeren Standzeiten enorme Reifenschäden. Wer sein Fahrzeug längere Zeit stehen lassen möchte, sollte also vorsichtshalber seinen Reifendruck erhöhen. Um die Reifen nicht zu gefährden, ist es ratsam, das Fahrzeug immer mal wieder ein paar Meter zu verschieben, damit nicht immer der gleiche Punkt des Gummis belastet wird.

Rissiges und poröses Gummi

Nicht nur auf den Achsen befindet sich Gummi, sondern auch im Fahrzeug. Manschetten, Dichtungen und weitere Teile aus Gummi brauchen Bewegung und Pflege. Sie können ansonsten bei längerer Standzeit porös werden, aushärten oder gar brechen. Oder sie fangen sogar an, sich langsam zu zersetzen. Eine hilfreiche Gegenmaßnahme ist es, Gummiteile in regelmäßigen Zeitabständen mit einem Silikonspray oder einem Schmierfett zu behandeln und so der Alterung vorzubeugen. Sollte es irgendwo nicht funktionieren, dann hilft nur noch gelegentliches Fahren.

Müffelnde oder kaputte Klimaanlage

Normalerweise sollten Klimaanlagen öfter mal im Jahr in Betrieb genommen werden, weil durch das lange Nicht-Verwenden Schäden an der Klimaanlage entstehen können. Dasselbe gilt auch, wenn das Fahrzeug ständig gefahren wird, hierbei die Klimaanlage aber nicht in Betrieb genommen wird. Es drohen Undichtigkeiten, Korrosion oder Schäden am Klimakompressor. Eine undichte Klimaanlage kann man im Nachhinein nicht mehr ohne Weiteres wieder in Betrieb nehmen, was den Wert des Autos auch negativ beeinflusst. Zudem können sich an feuchten Stellen Bakterien und Schimmel festsetzen. Autofahrer können, um das zu vermeiden, die Klimaanlage kurz vor Fahrtende ausschalten. So kann das Kondenswasser dann trocknen, anstatt sich zu sammeln.

Radiocode, leere Batterie

Das kennt so ziemlich jeder vom Handy: Wird der Akku für eine längere Zeit nicht beansprucht, entlädt er sich nach einer gewissen Zeit ganz. Hier bei spricht man von einer ”Tiefenentladung”. Hierbei kann die Substanz, die in der Batterie vorhanden ist, Schaden nehmen und einen Totalausfall erleiden, mindestens aber sinkt das Fassungsvermögen. Man sollte also, um das zu verhindern, den Akku ausbauen oder abgeklemmen. Im Anschluss daran sollte er optimalerweise an ein Ladegerät angeschlossen werden, damit die Selbstentladung ausgeglichen werden kann.

Eine leere oder abgeklemmte Batterie kann Folgeprobleme mitsichbringen, insbesondere bei moderneren Kraftfahrzeugen. Sie sind meistens nicht dafür geeignet, ganz und gar ohne Strom zu sein. Dabei setzt sich das Radio zurück und lässt sich bei simplen Systemen nur mit dem Radiocode wieder starten. Dafür kann man in der Bordmappe nachsehen. Wenn sie fehlen sollte, hilft der Autohändler. Andernfalls lässt er sich ebenso aus einem QR-Code am Radio auslesen. Ebenso viele andere elektrische Systeme müssen je nach Modell wieder eingestellt bzw. angelernt werden, zum Beispiel die Komfortfunktion des Fensterhebers: Hierfür kann man bei einigen PKWs das Fenster einmal komplett nach unten und im Anschluss wieder komplett nach oben fahren. Möglicherweise müssen auch komplizierte Komponenten wie Scheinwerfer und Stellmotoren neu angelernt werden.

Standschäden und Motoröl

Bei längerem Stehen eines Fahrzeugs werden oft die Ölwechsel-Intervalle missachtet. Wenn älteres Öl länger nicht in Bewegung gebracht wird kann es schon mal klumpen, was zu Verstopfungen und Ablagerungen in Antriebsteilen führen kann. Außerdem verlieren bei modernen Ölen die Additive ihre Wirkung, was im Extremfall zur Zersetzung von ölgelagerten Komponenten führen kann – und dies nicht nur bei langer Standzeit zu einer Erschwernis führen kann.

Bei längerer Standzeit, ganz unabhängig vom Alter des Öles, zieht sich das Öl von den Zylinderwänden zurück. Wer dann den nicht mehr geschmierten Motor startet, belastet ihn enorm und bewirkt so unter umständen bleibende Schäden. Eine denkbare Lösung für ältere Fahrzeuge: Den Hallgeber abklemmen. Dieser hilft dem Motorsteuergerät zur Erkennung der Zylinder. Wenn es kein Signal bekommt, wird auch kein Kraftstoff in den Motor eingespritzt. Man sollte den Anlasser so lange drehen lassen, bis Öldruck aufgebaut ist. Und danach den Motor starten.

Altes Ol erkennt man an der veranderten Farbe oder am Geruch
Altes Ol erkennt man an der veranderten Farbe oder am Geruch

Schimmel im Innenraum

Falls ein Personenkraftwagen feucht ist, kann es im Innenraum, genauso im Kofferraum, zu Schimmelbildung kommen. Die Feuchtigkeit legt sich dann unter Kunststoffmaterialien oder in Textilien fest, zum Beispiel auf den Autositzen. Durch eine regelmäßige Belüftung und die Benutzung der Klimaanlage lässt sich das vermeiden. Die Klimaanlage trocknet die Luft im Autoinneren. Ein sogenannter Raumentfeuchter hilft bei einer längeren Standzeit – eine günstigere Variante hingegen wäre eine Schale Reis. Schimmel kann man in den meisten Fällen mit Riechen und dem bloßem Auge erkennen.

Diesel und Benzin verlieren Energie

Wenn Kraftstoffe über einige Jahre im Tank verbleiben, können sie verderben und verlieren so nach und nach ihre Zündfähigkeit. Wer den PKW dann startet, kämpft bei überlagertem Sprit meistens mit Zündproblemen und mit Leistungseinbußen. Das ist kein wildes Problem – aber eines, das man unbedingt kennen sollte. Falls der Tank nicht ganz voll ist, lässt sich mit frischem Kraftstoff die Zündfähigkeit des Sprits deutlich verbessern.

Wer Standschäden effektiv und nachhaltig vermeiden möchte, muss sein Kraftfahrzeug nach Möglichkeit in bestimmten Zeitabständen bewegen. Einmal die Woche ist hier empfehlenswert, mindestens aber einmal in vier Wochen – und dann über eine bestimmte Distanz, bei der der Motor seine Temperatur erreicht und das Wasser, das zu viel ist, im Abgastrakt ganz verdampft. Wenn man bei diesen Erhaltungsfahrten nur wenige Kilometer zurücklegt, riskiert man typische Kurzstreckenschäden.

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Weitere Fragen:

Wie entstehen Standschäden?
Wird das Auto längere Zeit nicht bewegt, können Standschäden entstehen. Hierfür muss das Fahrzeug nicht mal lange rumstehen. Schon nach ein einigen Wochen ohne Nutzung zeigen sich die ersten Schäden. Die reichen von entladenen Autobatterien bis hin zu platten Reifen.

Wie lange kann ein Pkw stehen ohne kaputt zu gehen?
Viele Schäden lassen sich mit einem simplen Tipp vermeiden: „Ein Auto sollte mindestens einmal die Woche bewegt werden“, rät der Profi . „Denn wer sein Auto nicht bewegt, der braucht eigentlich auch keines.“ 20 bis 25 Kilometer sollten es am Stück mindestens sein.

Wie oft sollte das Auto bewegt werden?
Die effektivste Maßnahme gegen einen Standschaden ist übrigens – wer hätte es geahnt – selbstverständlich das Fahrzeug zu bewegen. Die Faustregel lautet, einmal im Monat, besser aber einmal die Woche. Entscheidend dabei: Das Auto sollte im besten Falle richtig warmgefahren werden, denn Kurzstrecken sind eher schädlich für den Wagen.

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